Sinnlose Schlacht an der Somme?

Sinnlose Schlacht an der Somme?

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Redactie 01 Juli 2016 766

Ende Juni 1916 eröffnete die britische Artillerie das Feuer auf die deutschen Linien an der Somme. Sieben Tage lang wurde das Bombardement unaufhörlich fortgesetzt. Es war der Vorbote eines massenhaften Infanterieangriffs. Über eine Front van 30 Kilometern kletterten britische Soldaten am 1. Juli aus ihren Schützengräben und gingen auf die deutschen Linien zu. Um die Linie zu halten, durften sie nicht laufen oder stehenbleiben. Der Artillerieangriff hatte jedoch nicht den erhofften Erfolg gezeitigt. Die deutschen Maschinengewehre waren nach wie vor intakt und mähten die Briten nieder. Am ersten Tag der Offensive verloren die Briten 58 000 Mann, davon 20 000 Tote. Ein trauriger Rekord. Trotz der massiven Verluste setzte Commander-in-Chief Haig den Angriff fort. Wochenlang wurden die deutschen Truppen weiter angegriffen. Erst als die Herbstregen das Schlachtfeld in einen Schlammpfuhl verwandelten, stoppte Haig am 18. November 1916 den Angriff. Die Schlacht um die Somme hatte mehr als eine Million französische, britische und deutsche Soldaten das Leben gekostet. Die Alliierten hatten 12 Kilometer Land erobert.
Obwohl diese Schlacht heute als sinnloses Blutvergießen geschmäht wird, passte sie ganz in die Militärtaktik der britischen Armee während des Ersten Weltkriegs. Die Eroberung der deutschen Linien war schließlich nicht das wichtigste Ziel. Die britischen Oberbefehlshaber fokussierten sich dagegen auf „attrition warfare“; Materialschlachten mit dem Ziel, so lange auf den Gegner einzudreschen, bis dieser vollständig gebrochen ist. Bei einer solchen Zermürbungsschlacht ist es nicht wichtig, wieviel Mann man selbst verliert, wohl aber, wie viele Reserven man hat. So gesehen war die Schlacht an der Somme keine Niederlage, denn die Moral der Deutschen erhielt einen sehr schweren Schlag.  Auch ein zweites Ziel wurde erreicht, nämlich die Ablenkung der Deutschen von ihren Angriffen auf die Franzosen bei Verdun.
In hundert Jahren hat sich die militärische Sicht, welche Verluste wohl und welche nicht akzeptabel sind, grundlegend verändert. In der heutigen hochtechnologischen Kriegsführung ist ein Menschenleben viel mehr wert geworden; eine Einsicht, welche die konservative britische Arme im Ersten Weltkrieg nicht teilte.