Der Versailler Vertrag

Der Versailler Vertrag

Redactie  his profile picture
Redactie 11 November 2016 736

Vertreter von 32 Ländern begaben sich im Januar 1919 nach Paris, um die Nachkriegs-Weltkarte neu zu zeichnen und zu besprechen, was mit den Verlierern des Krieges zu geschehen habe. Jedes Land brachte seine eigene Agenda mit an den Verhandlungstisch. Belgien und Serbien hofften auf Reparationszahlungen, polnische und irische Nationalisten erstrebten die Anerkennung ihrer Länder, deutsche und andere Kolonien witterten eine Gelegenheit zur Selbstverwaltung. Letztlich aber dominierten vor allem die Vorstellungen der „Großen Drei“ die Konferenz. Dass der amerikanische Präsident Wilson, der britische Premierminister Lloyd George und der französische Premier Georges Clemenceau stark unterschiedliche Vorstellungen hatten, machte die Verhandlungen nicht gerade zu einem Spaziergang über die Champs-Élysées.
Frankreich strebte ein mundtot gemachtes Deutschland an, das schwere Reparationszahlungen zu leisten hatte, Großbritannien suchte einen Handelspartner und erhoffte sich im Gegenteil ein nicht zu sehr geschwächtes Deutschland. Wilson hielt seinen berühmten Vierzehn-Punkte-Plan bereit, der das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die Gründung eines Völkerbundes in den Mittelpunkt stellte. Trotz sehr vieler Spannungen und des zusätzlichen Drucks seitens der Presse – etwa 700 Journalisten waren nach Paris gereist – erreichten die drei zuletzt einen Kompromiss. Deutschland musste seine Armee verkleinern, große Gebietsteile abtreten und schwere Reparationszahlungen leisten. Ein Völkerbund wurde geschlossen, zu dem Deutschland nicht gehören sollte. Die deutsche Regierung versuchte noch, Einsprüche geltend zu machen, aber die Alliierten zeigten sich unbeirrbar.
 

The Treaty of Versailles was signed in the Hall of Mirrors, 28 June 1919.
 
Exakt fünf Jahre nach dem Mord an Franz Ferdinand füllte sich der Spiegelsaal von Versailles mit Hunderten von hohen Würdenträgern. Zwei recht unbekannte Minister aus einer soeben gebildeten deutschen Regierung – die vorherige war aufgrund des Vertrages gestürzt – setzten sich widerwillig an den Tisch, um die Friedensbestimmungen zu unterzeichnen. Obgleich die Suppe in den darauffolgenden Jahren nicht so heiß gegessen wurde, wie es der Vertrag stipulierte, hassten die Deutschen das Versailler Diktat; ein Umstand, den Adolf Hitler in den 1930er-Jahren gern für sich nutzte, indem er seine Nazi-Partei als Alternative darstellte.