Fußball in Kriegszeiten: die Front Wanderers

Fußball in Kriegszeiten: die Front Wanderers

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Redactie 10 juin 2016 751

Fußball war ein beliebter Zeitvertreib hinter den Frontlinien. Militärs spielten selbst eine Partie oder sahen sich Spiele von Fußballstars oder ehemaligen Fußballstars an, die jetzt in den Rängen dienten. Beliebte frühere Fußballderbys wie Antwerp-Beerschot wurden im unbesetzten Belgien nachgespielt. Mannschaften aus verschiedenen Regimentern bekämpften einander. Als Albert I. einem solchen Spiel beiwohnte, fiel ihm auf, dass dieses durch das vorgeschriebene schwere Armeeschuhwerk, das die Militärs immer tragen mussten, ernsthaft behindert wurde. Daraufhin stellte er der belgischen Armee fünfhundert Paar Fußballschuhe zur Verfügung. Auch andere Organisationen wie British Gifts for Belgian Soldiers spendeten Sportmaterial für die belgischen Soldaten. So konnten die kickenden Soldaten ab 1915 mit professionellem Material losstürmen.

Foto von R Antwerp FC 1880 – Club of Pioneers.
Offizielle Fußballländerspiele fanden während des Ersten Weltkriegs nicht statt, jedoch entstand eine belgische Militärmannschaft mit vormaligen Nationalspielern. Diese spielten 1915 erstmals gegen eine gleichartige französische Elf und verpassten dieser eine 3:0-Niederlage. Besonders in den darauffolgenden Jahren machte die belgische Militärmannschaft Furore. 

NvdGO, De Belgische Standaard 20/06/1917, p.2. 
In 1917 tourte die Auswahl, mittlerweile bekannt unter dem Namen Belgian Front Wanderers, durch Großbritannien. Dort spielte sie in den großen Stadien der bedeutendsten englischen Städte gegen britische und kanadische Militärmannschaften. Die Tournee war ein großer Erfolg und die Beliebtheit der belgischen Mannschaft in Großbritannien erwies sich als grenzenlos. So wurden die Front Wanderers auch 1918 wieder von den Briten eingeladen.
  
(links) Die Front Wanderers, ca 1917. - Archive Club Brugge. (rechts) NvdGO, De Belgische Standaard 02/12/1917, p.2.
Auch im eigenen Land unterhielten die Front Wanderers die Truppen. Am 6. Juni 1918 in Roesbrugge im unbesetzten Belgien „schlugen sie die Engländer mit 13:2 zum großen Vergnügen der gegenwärtig Tausenden von Fußsoldaten dort“, meldete die Zeitung Het Vaderland.

NvdGO, Het Vaderland 22/04/1918, p.1
Die so von den belgischen Fußballspielern gewonnene internationale Erfahrung kam ihnen in ihrer späteren Karriere gut vonstatten und bildete die Grundlage belgischer Fußballerfolge direkt nach dem Krieg. Dies brachte den Belgiern 1920 sogar den olympischen Sieg im Beerschot-Stadion in Antwerpen ein.
Mit freundlicher Genehmigung von Club Brugge und R Antwerp FC 1880 – Club of Pioneers.