Heldinnen aus Bronze

Heldinnen aus Bronze

Photo de profil de Redactie
Redactie 03 septembre 2015 754

Auch wenn viele Spione des Ersten Weltkriegs verständlicherweise anonym blieben, bekamen einige doch einen Heldenstatus. So wurde Edith Cavell sofort nach ihrer Hinrichtung zu einem Sinnbild des Widerstands. Diese Britin stand seit 1907 an der Spitze der ersten belgischen Krankenschwesternschule. Nach dem Einfall der Deutschen wurde sie der Mittelpunkt eines Netzwerkes, das im Geheimen zurückgebliebene belgische, britische und französische Soldaten über die Grenze schmuggelte. 1915 wurde sie aufgegriffen und nach einem Scheinprozess auf der Nationale Schietbaan, ein militärischer Schieβplatz in Brüssel hingerichtet. Der Bericht über ihren Tod führte zu einer Welle der Empörung und bedeutete den Start einer internationalen Propagandaschlacht. Die deutschen Zeitungen verwiesen nachdrücklich darauf, dass ein Land im Krieg einen Widerstandskämpfer sehr wohl bestrafen müsse, selbst wenn es sich hierbei um eine Frau handelt. Die britische Presse erhob die tapfere Krankenschwester zu einer unantastbaren Märtyrerin. 1920 bekam Cavell ein Standbild im Herzen von London.
 
Seit 1923 prangt auch auf dem Brüsseler Sint-Jansplatz das Standbild einer belgischen Widerstandskämpferin. Nach einer Schnellausbildung Eisenbahnspionage in London errichtete Gabrielle Petit einen Nachrichtendienst in der Region Doornik. Petit sammelte Informationen über deutsche Truppenbewegungen, verbreitete illegale Zeitungen und schmuggelte Soldaten über die Grenze. Als sie in einen deutschen Hinterhalt geriet, wurde sie verhaftet und am 1. April 1916, einen Monat nach Cavell, auf derselben Schieβplatz, hingerichtet.
 
Obschon die Deutschen auch ihren Tod unmittelbar öffentlich machten, wurde Petit erst nach dem Krieg eine nationale Ikone. Diese belgische „Jeanne d’Arc“ symbolisierte ab dann den mutigen Widerstand des kleinen Belgien gegen die Besatzer. Petits Gefängniszelle wurde eine Pilgerstätte, Filme und Bücher über ihre Taten wurden veröffentlicht. Die katholische Kirche, die flämische, aber auch die belgische Bewegung, Feministen, etc. … jeder konnte sich in bestimmten Aspekten von dieser Heldin wiedererkennen. Dinge, die nicht in das Bild passten, wurden weggelassen oder angepasst. 
 
Sehenswert!

Das Standbild von Gabrielle Petit
Sint-Jansplein, Brussel

Die Austellung über zwei weniger bekannte weibliche Spionen Emilie Schatteman und Leonie Rammeloo in Boekhoute:
Bezoekerscentrum Boekhoute, Boekhoutedorp 3, 9961 Boekhoute 
http://www.grotevrouwen.be

Das Standbild von Edith Cavell, London, 2008, Wikipedia

Das Standbild von Gabriëlle Petit, Brüssel, 2014, Wikipedia