Weihnachtsstimmung dunkel überschattet

Weihnachtsstimmung dunkel überschattet

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Redactie 25 decembre 2016 752

Die ersten Weihnachten an der Front von 1914 verliefen in einer besonderen Atmosphäre. Zu Beginn der Feindseligkeiten hatten die Soldaten auf einen kurzen Krieg gehofft. Sie hatten erwartet, gegen Weihnachten längst wieder zu Hause zu sein, und waren überrascht, sich immer noch in den Schützengräben zu befinden. Bei vielen Soldaten hatte sich darum der Kampfeswille weitgehend verflüchtigt. Diese Einstellung war nicht neu an der Front. Schon seit die Schützengrabenfront im November 1914 feste Formen anzunehmen begann, entstand in manchen Abschnitten eine Mentalität des Lebens und leben Lassens. Im Vorfeld zu Weihnachten nahm die Zahl halboffizieller Waffenstillstände entlang der Frontlinie zu. Am ersten Weihnachtstag kam es an mehreren Orten zu einer echten Verbrüderung. Soldaten von beiden Seiten betraten das Niemandsland, es kam zu Gesprächen mit dem Feind, manchmal wurden sogar Geschenke ausgetauscht oder Lieder zusammen gesungen …
Die Überlieferung spricht außerdem von Fußballspielen, die hier und da zwischen feindlichen Teams ausgetragen worden sein sollen. Das Beweismaterial in den Quellen über diese kleinen Matches ist jedoch nach wie vor dürftig. Die meiste Gewissheit gibt es in Bezug auf ein Fußballspiel in Mesen, wo deutsche und britische Soldaten für eine solche Partie aus den Schützengräben geklettert sind. Zu diesem Ereignis finden sich einige zuverlässige Hinweise in britischen wie deutschen Quellen.
Dennoch herrschte sicher nicht überall Weihnachtsstimmung. Vielerorts gingen die Kämpfe ununterbrochen weiter. Die Zeitung „Le Bruxellois“ zitierte am 30. Dezember 1914 eine deutsche Quelle, in der ein Militärangehöriger ein viel grimmigeres Bild skizzierte. In seinem Frontabschnitt waren die Wachen aus Furcht vor einem Überraschungsangriff verdoppelt worden. Alle hatten ihre Waffen in Bereitschaft. In der Ferne hörten sie den Kanonendonner bei Ypern, denn auch dort ging der Kampf unvermindert weiter.
1915 waren Weihnachtswaffenstillstände schon viel seltener, um in den darauffolgenden Jahren ganz zu verschwinden. Die Heeresleitung achtete darauf, dass keine Verbrüderung mit dem Feind stattfand. Darüber hinaus hatte bei den meisten Soldaten die Verbitterung über den Krieg schon zu sehr zugenommen.

'Weihnachtsabend im Lazarett', Das Rote Kreuz, 31 Dezember, 1916
 
Besuch: Christmas Truce Monument, Mesen.