Emile Verhaeren

Emile Verhaeren

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Redactie 27 november 2016 766

Vor dem Krieg war Émile Verhaeren (1855-1916) ein gefeierter symbolistischer Schriftsteller gewesen. Als französischsprachiger Flame erreichte er mit seinem Werk eine große Resonanz in der frankophonen Welt. Verhaeren entwickelte sich zu einer welterfahrenen Persönlichkeit mit einem großen Bekanntenkreis in internationalen Kulturkreisen. Auch schloss er Freundschaft mit König Albert I. und Königin Elisabeth.
Vom Kriegsausbruch zeigte sich Verhaeren erschüttert. Krieg, das widersprach allen Idealen, an die er glaubte und die sein Oeuvre inspirierten. Vom kosmopolitischen Pazifisten mauserte sich Verhaeren zum belgischen Nationalisten. Den Winter 1914 verbrachte Verhaeren in Großbritannien. Danach kehrte er nach Belgien zurück, wo er Gast des Königspaares in De Panne war. Verhaeren mit seinen internationalen Verbindungen ließ sich ganz in die Kampagne einbeziehen, der Welt das Elend im verwüsteten Belgien bekannt zu machen. Er besuchte die Front und Militärlazarette. Er schrieb Werke wie „La Belgique sanglante“ und lange Gedichte wie „Les ailes rouges de la guerre“, die die Trübsal eines ruinierten Belgiens heraufbeschworen.

Einen Briefe von Emile Verhaeren, Bulletin des gens de lettres et artistes Belges du front, 2e serie 1918, p. 3
Aus demselben Grund hielt Verhaeren Lesungen in alliierten und neutralen Ländern. Am 26. November 1916 wollte er nach einem Vortrag in Rouen noch auf einen gedrängt vollen Zug nach Paris aufspringen. Verhaeren rutschte aus und geriet unter den Zug, wodurch seine Beine zermalmt wurden. Umstehende zogen ihn noch von den Gleisen, aber vergebens. Die Mythenbildung über seinen Tod besagt, er habe noch genügend Atem gehabt, um zu flüstern: „Je meurs … Ma femme … Ma patrie …“, woraufhin er noch auf dem Bahnsteig verstarb.
Ein Kraftfahrzeug des Roten Kreuzes brachte seinen Leichnam heim ins unbesetzte Belgien, wo Verhaeren mit großem Zeremoniell in Wulveringem begraben wurde. Seine Witwe erhielt Beileidsbekundungen aus der ganzen Welt. Selbst aus dem besetzten Belgien kamen Ehrenbezeugungen an Verhaeren. Ein Jahr später widmete das von den Deutschen kontrollierte Wochenblatt „L’ Événement illustré“ dem Schriftsteller eine Ausgabe. Zehn Jahre nach seinem Tod erhielt Verhaeren eine neue Ruhestätte und ein Denkmal in seinem Wohnort Sint-Amands.

Die Beerdigung von Verhaeren in Sint-Amands, 1927. Bron: KIK-IRPA.