11. Juli 1917 – Die Frontbewegung wendet sich an den König

11. Juli 1917 – Die Frontbewegung wendet sich an den König

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Redactie 11 Juli 2017 767

Ab 1915 ergriffen katholische Intellektuelle an der Front Initiativen, um Soldaten vor einem Verfall der Werte und (sexuellen) Versuchungen zu behüten. Durch Studienkreise, Gebetsbünde und Fußballklubs boten sie „passende“, organisierte Entspannung an. Die Initiatoren nutzten die Gelegenheit, auch eine politische Agenda zu realisieren: Über die Vereinigungen brachten sie großangelegt verschiedenste flämische Themen zur Sprache, etwa die Sprachungleichheit in der Armee. Im Dezember 1916 entstand ein übergreifendes Leitungsgremium, das die flämischen Aktionen koordinierte. Die Frontbewegung war geboren.
Die Armeeführung verfolgte die Frontbewegung mit Argusaugen: Sie war eine politische Bewegung mit einem Programm geworden, das geeignet schien, die Motivation flämischer Soldaten zu unterminieren. Mit einer strengen Zensur und ab Februar 1917 einem Verbot sämtlicher Studienkreise und ähnlicher Einrichtungen hoffte die Armeeführung, die Bewegung einzudämmen. Die Wirkung war eher gegenteilig: Die Frontbewegung ging in den Untergrund und radikalisierte sich. 

‘Offnen Brief an König Albert I (11 Juli 1917), Ons Erfdeel
Am 11. Juli 1917 schrieb die Frontbewegung einen offenen Brief an König Albert I. Der Brief war als allerletzte Warnung verfasst, die den König dazu bewegen sollte, seine flämischen Untertanen zu schützen. Nach ihrer Meinung wurden die Flamen von dem französischsprachigen Establishment unterdrückt. In dem Brief behauptete der Verfasser Adiel Debeuckelaere, die Frontbewegung habe kein Vertrauen mehr in die Armeeoffiziere, die belgische Presse und die belgische Regierung. Indem sie dem König ihre Beschwerden direkt vortrug, erhoffte sich die Frontbewegung, er werde die Regierung dazu zwingen, die Einheit des Landes durch Zusagen über mehr flämische Rechte nach dem Krieg sicherzustellen. Der König reagierte, indem er einen neuen Kriegsminister ernannte: Armand de Ceuninck. Dieser goss Öl ins Feuer, indem er innerhalb der Armee alles, was flämisch gesinnt war oder erschien, mit Macht bekämpfte. Eine Annäherung erschien ab dann unmöglich.