Jozef Simons. Schriftsteller, Soldat und flämischer Nationalist

Jozef Simons. Schriftsteller, Soldat und flämischer Nationalist

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Redactie 22 Mai 2017 767

Der Erste Weltkrieg wurde schon bald nach dem Waffenstillstand zu einer dankbaren Inspirationsquelle für Künstler und Schriftsteller. Flämische Autoren porträtierten gern den tragischen Frontsoldaten, der nicht nur mit feindlichem Geschütz, Kälte und Ungeziefer fertigwerden musste, sondern auch mit herablassenden, des Niederländischen unkundigen Offizieren. Einer der Autoren, die über das harte Frontleben schrieben, war Jozef Simons (1888-1948). Er konnte dazu aus seinen persönlichen Erfahrungen als Soldat und Dolmetscher an der Yserfront schöpfen.
Der aus Oelegem stammende Schriftsteller veröffentlichte kurz vor dem Ersten Weltkrieg seine ersten Novellen. Er schrieb hauptsächlich über Menschen und Orte aus seinem eigenen Lebensumfeld. Und das sollte er auch dann noch tun, als sich dieses Umfeld 1916 mit seiner Einberufung zu den Waffen radikal änderte. 

Jozef Simons, Foto von Jef Jansen, Letterenhuis Antwerpen
Der leutselige Simons, der schon immer eine flämisch-nationale Gesinnung gehegt hatte, radikalisierte sich an der Front. Er entwickelte eine heftige Abneigung gegen die – meist französischsprachigen – Offiziere, die sich den gemeinen Soldaten gegenüber arrogant und selbstsüchtig verhielten. Er kam in Kontakt mit der Frontbewegung und schrieb unter dem Pseudonym „Yzer“ das Frontlied, das sich zum Lieblingslied der Bewegung entwickelte. Der Text, der die sprachliche Ungleichheit in der belgischen Armee anprangerte, wurde ab Juni 1918 heimlich in Umlauf gebracht.
Nach dem Krieg konnte Jozef Simons die Fronterfahrungen nicht abschütteln. Das Soldatenleben hatte ihn verändert, und er wollte seine Eindrücke und Ansichten mit seiner Leserschaft teilen. Das Frontleben bildete die Bühne für verschiedene Nachkriegsveröffentlichungen, darunter sein bekanntestes Werk Eer Vlaanderen Vergaat [„Bevor Flandern vergeht“]. Es ist ein fiktiver Roman, gespickt mit Simons’ eigenen Kriegserfahrungen. Bei der Veröffentlichung hatte er ein deutliches Ziel vor Augen: „Den flämisch-nationalistischen Gedanken im Volk durchdringen zu lassen“. Entsprechend ausführlich thematisiert das Buch seine Frustrationen über die Sprachverhältnisse in der belgischen Armee und die arrogante Haltung mancher Offiziere.
 
Die Wanderausstellung Lehrer, Schriftsteller, Dolmetscher, Frontsoldat. Jozef Simons und der I. Weltkrieg ist in den nächsten Monaten an verschiedenen Orten zu sehen. Weitere Infos unter www.jozefsimons.be
Coverfoto von Eugenia Preud'Homme